25. August 2019: Worte wirken Wunder, wenn …
Das Buch „Worte wirken Wunder. Reden mit Herz und Verstand“ von Sylvia Wetzel fiel mir in unserer Dorfbibliothek zufällig in die Hände. In den acht Kapiteln fand ich wertvolle Perspektiven auf Gesprächssituationen im Alltag, die die Buddhistin mit analytischer Genauigkeit und vielen Reflexionsübungen präsentiert. Der Bogen spannt sich von „Ich höre was, was Du nicht hörst.“ über „Minimalethik für gute Kommunikation“ bis zu „Streiten“ und „Worte der Wahrheit“.
Im Abschnitt „Miteinander leben“, in dem viel auf die politische Philosophin Hannah Arendt Bezug genommen wird, habe ich das Buch mehrmals weggelegt, weil mich die Ideen und Aussagen nachdenklich machten. Ein paar Beispiele:
- Beziehungen werden immer dann gestiftet und gestärkt, wenn wir einander unbekannte Seiten zeigen.
Stimmt, die Gespräche, wo wir einander überraschen, die liebe ich. Das setzt Offenheit und Neugierde sowie Vertrauensvorschuss voraus. Mein Gegenüber jedes Mal wie ein neues Land zu „bereisen“ und mich selbst auch immer wieder „nackt“, unwissend, unsicher und still zu zeigen, das macht Gespräche zu tiefen Erfahrungen.
Impulsfrage: Wie gut gelingt es mir, meine Rollen abzulegen und niemand sein zu müssen und sein zu wollen?
- Versprechen ordnen die ungewisse Zukunft.
Wir suchen immer nach gutem Gefühl und Sicherheit und wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Dies finden wir in unserer Welt draußen nicht. Versprechen in Beziehungen vermitteln das Gefühl von relativer Sicherheit; mit Verträgen und Vereinbarungen werden sie noch verbindlicher gemacht.
Impulsfrage: Wieviel Ungewissheit und Veränderung verkrafte ich?
- Verzeihen ordnet die Vergangenheit.
Das Zitat von Nelson Mandela bringt es für mich auf den Punkt: „Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.“
Impulsfrage: Wie gut kann ich verzeihen? Und um Entschuldigung bitten?
- Veränderte Beziehungen in der Massengesellschaft überfrachten die Zweierbeziehung.
All die Sicherheit und Wertschätzung, Geborgenheit und Anerkennung die früher aus vielfältigen Beziehungen kamen (kleine Dorfstrukturen, tragfähige Großfamilienverbände, …), werden heute oft in der Liebesbeziehung eingefordert und überfordern damit alle.
Impulsfrage: Wie ist mein Netzwerk an FreundInnen und Bekannten gewebt für all meine sozialen Bedürfnisse?
- Wer bin ich, wenn ich „Ich“ sage.
Diese Frage begleitet mich immer wieder. Selten gewinne ich Erkenntnisse über mich im stillen Kämmerlein; viel öfter in Gesprächen mit Menschen. Und ich bin auch immer wieder fasziniert, wie ich in bestimmten Umgebungen bestimmte „Ichs“ in mir entdecke.
Impulsfrage: Wer und was steckt da noch alles in mir, wenn ich vertraute Felder verlasse und neue Terrains betrete?
- Beziehungskrisen und Gruppenkonflikte sind Wachstumsschmerzen. Es braucht Mut und Humor, Gelassenheit und Ausdauer und liebevolles, klares, konstruktives und offenes miteinander Reden.
Wenn Entwicklung schmerzfrei zu haben wäre, dann gäbe es weniger Zögern und Zaudern, weniger „soll ich oder soll ich nicht?“ und mehr klare, mutige Experimente, über die bei Misslingen auch gelacht werden darf.
Impulsfrage: Was hält mich ab, meiner inneren Stimme noch mehr zu trauen in Konflikten und Tacheles zu reden?
- Das Leben ist ein See von Bedingungen und wir haben nichts im Griff. (Rigdzin Shikpo)
So loszulassen, dass ich dieses nichts im Griff haben wollen gelassen akzeptiere, das will ich lernen. Und vielleicht sogar Freude am Freestyle-Surfen auf den Lebenswellen erleben!
Impulsfrage: Wo und wie kann ich das Loslassen üben?
Mehr über und von Sylvia Wetzel: http://www.sylvia-wetzel.de/
Für Anregungen und für gemeinsame Wunder mit Worten bin ich gerne zu haben: info@margitweingast.at oder 0664 312 1836
— Posted on 25. August 2019 at 13:03 by Margit Weingast
Zur Übersicht