12. Juli 2017: Sommer und Liegestuhl – oder lieber Bewegung?!

In früheren Zeiten initiierte Hunger menschliche Bewegung. Jäger und Sammler machten sich auf, um Nahrung zu finden. Und heute? Das Essen ist da, Menschen versuchen Kalorien zu verbrennen, um in Balance zu bleiben. Diese Umkehrung eines grundlegen biologischen Prozesses ist möglicherweise die Wurzel vieler Zivilisationskrankheiten.

Katy Bowman ladet in ihrem Buch „Move your DNA. Restore your health trough natural movement“ zu gesundheitsfördernder Bewegung ein. Sie ist Physiotherapeutin mit starkem Fokus auf Biomechanik und Bewegungsguru aus Leidenschaft. Ihre Schwerpunkte liegen bei Ausrichtung (Alignment) und Forschung zu Schwerkraft (Load science). Und ihre Hauptbotschaft ist: Wir brauchen mehr alltägliche Bewegung, nicht Sport! Nutritious Movement oder „nahrhafte“ Bewegung nennt sie es und sieht sich als Teil der Paleo-Bewegung, wo das Essen, das Familienleben und anderes sich an der menschlichen Evolution-Stufe der Altsteinzeit orientieren. Ihr Plädoyer: „Regenbogen“-Bewegung, d.h. möglichst unterschiedliche Bewegungsformen, -intensitäten, -richtungen, -dauer, -frequenz und überhaupt so variabler Körpereinsatz wie möglich. Laufen, Radfahren und andere aktuellen Sportarten kommen da nicht so gut weg, Yoga trifft’s schon eher.

Die Grundidee, dass Belastungen oder Gefordert-sein des Körpers (Loads) die Gesundheit und Entwicklung des Menschen beeinflussen, zeigt sie an verschiedenen Beispielen. Je nachdem, wie viele Kürbisse z.B. wir tragen und wie wir sie tragen (am Kopf, vor unserem Körper, links und rechts unterm Arm, …), hat das Auswirkungen auf unsere Muskeln und Gelenke. Wie ein Baum, der immer Wind von einer Richtung bekommt, verformen wir uns, wenn wir einseitige Bewegungen machen und passiv bestimmten Umgebungen ausgesetzt sind, die unsere Haltung beeinflussen (Sessel, Mobiltelefone, …). Katy Bowmen bringt sogar Forschungen, die den Einfluss bis auf Zellebene nachweisen. Folgendes Zitat bringt es auf den Punkt, was sie sagen will: „In nature, there are neither rewards nor punsishments – there are consequences.“ (Robert G. Ingersoll). Übersetzt: In der Natur gibt es weder Belohnung noch Bestrafung – es gibt Konsequenzen.

Nach dem Buch-Abschnitt „Think“ kommt ein ausführlicher Teil „Move“, in dem sie einleitend noch einmal den Unterschied zwischen Bewegung im Alltag und dem „Konzentrat Fitness“ erläutert. Die einzelnen Kapitel liefern dann viel Information über Füße, Beine, Hüften, Hände, Arme und Schultern sowie Übungsanleitungen für Gehen, Stehen und Sitzen und Entspannungs-Impulse für Bauch, Kiefer, Augen, Ohren und guten Schlaf.
Bildmaterial und Skizzen illustrieren sowohl die Theorie als auch die Übungen. Die klare Schreibweise macht auch detaillierte Anatomie-Zusammenhäng gut verständlich. Das Werk ist 2016 in Deutsch erschienen: „Bewegung liegt in deiner Dna: Wie man lernt, sich wieder natürlich zu bewegen, und dadurch gesund wird.“ Riva Verlag, München

Erste Eindrücke zu „Move your DNA“ sowie weitere Buchtipps zum Thema finden sich im Internet: https://nutritiousmovement.com/

Der Link zum Buch Bewegung liegt in deiner DNA

Als Coach und Yoga-Trainerin habe ich bei der Lektüre und beim Experimentieren einiges gelernt und sehe viele Möglichkeiten, dieses Wissen meinen Coaching-KlientInnen und Yoga-KursteilnehmerInnen für gesünderer Körperhaltung und mehr Wohlbefinden weiterzugeben. Schmunzeln musste ich, als mir der Gedanke kam, ob nach Plaeo-Diät und all den Entwicklungen auch bald „Führen wie in der Steinzeit“ modern wird!;-)

— Posted on 12. Juli 2017 at 12:37 by

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